ESO/P. Horálek
Basiswissen

Wie hell ist der Nachthimmel?

Aufmacherbild: Nur die wenigsten von uns kommen in den Genuss, einen Nachthimmel komplett ohne Lichtverschmutzung zu erleben. Hier in der chilenischen Atacamawüste bei den Teleskopen der Europäischen Südsternwarte (ESO) ist das möglich.
(Bildquelle: ESO/P. Horálek)

Lichtverschmutzung kann den Spaß an der Amateurastronomie gewaltig verderben – so weit, so ärgerlich. Häufig stellt sich allerdings die Frage, wie stark diese an einem bestimmten Ort ist – zum Beispiel bei der Beobachtungsplanung, wenn für ein bestimmtes Ereignis ein besonders dunkler Ort gesucht werden soll. Um den Effekt der Lichtverschmutzung auf die Beobachtung abschätzen zu können, haben sich verschiedene Methoden etabliert.

 

Die direkteste Variante liefert die Bestimmung der Flächenhelligkeit mit einem speziellen Messgerät, das aber vielleicht nicht immer zur Hand ist. Eine weitere beliebte Methode sind bekannte Prüfsterne, mit denen die Grenzhelligkeit für das bloße Auge eingegrenzt werden kann: Ist beispielsweise ein Stern mit einer scheinbaren Helligkeit von 4,5 mag gerade noch so freiäugig sichtbar, ein Stern mit 4,6 mag aber nicht mehr, so liefert der erste Wert die gesuchte Grenzhelligkeit. Diese Grenzhelligkeit ist aber stark von den persönlichen Sehfähigkeiten abhängig, teils auch von der Beobachtungserfahrung, und erlaubt daher nur dürftige Aussagen über den allgemeinen Eindruck bei der Beobachtung. Auch die Wirkung z.B. von flächigen Himmelsobjekten oder der näheren Umgebung wird kaum berücksichtigt.

 

Im Februar 2001 veröffentlichte John E. Bortle daher eine neunstufige Skala, mit deren Hilfe die Himmelshelligkeit relativ einfach klassifiziert werden kann. Für jede Stufe gibt es bestimmte Merkmale, mit denen sich die Lichtverschmutzung vergleichsweise bequem einschätzen lässt. Man kann diese Skala als eine Art Fragenkatalog sehen, die z.B. die Sichtbarkeit von flächigen Himmelsobjekten wie dem Dreiecksnebel, von Wolken am Himmel oder auch vom allgemeinen Himmelseindruck mit einbezieht. Somit wird das „Feeling“ beim Beobachten besser abgebildet. Die Bortle-Skala ist im englischen Sprachraum deutlich stärker verbreitet, wird aber auch bei uns immer beliebter.

Die Bortle-Skala

Dieses Bild demonstriert die Stufen der Bortle-Skala auf Basis eines Fotos, das an der Europäischen Südsternwarte (ESO) auf dem chilenischen Cerro Paranal geschossen wurde. Die Atacamawüste bietet der astronomischen Forschung hier exzellente Beobachtungsbedingungen. (Bildquelle: ESO/P. Horálek, M. Wallner)

Die größte Lichtverschmutzung tritt bei einem Skalenwert von 9 auf: Der städtische Himmel ist vollkommen hell, neben dem Mond können vielleicht die Planeten wahrgenommen werden. Bekannte Sternbilder sind zu erahnen, eventuell noch die Plejaden. Ein wenig besser sieht es bei einem Wert von 8 aus: Mit einem kleineren Teleskop können hier schon hellere Messier-Objekte beobachtet werden. Einige Sterne in bekannten Sternbildern sind aber immer noch schwer freiäugig zu erkennen.

Bei den Skalenwerten 5-7 geht es langsam in den vorstädtischen Bereich: Die Wolken leuchten beim Skalenwert 7 noch relativ hell, auch die Milchstraße kann noch nicht gesehen werden. Sie ist erst ab der Klasse 6 im Zenit zu erahnen, eventuell auch die Andromedagalaxie durch indirektes Sehen. Beide Objekte wirken auch beim Skalenwert 5 noch verwaschen.

Mit dem Bortle-Wert 4 geht es langsam ins Ländliche: Aus der Ferne sind die Lichtglocken um die Städte gut zu erkennen. Langsam deutet sich das Zodiakallicht an, auch die Milchstraße nimmt allmählich Form an. Beide sind ab dem Wert 3 gut zu erkennen, auch der Dreiecksnebel ist mit indirektem Sehen relativ einfach aufzuspüren. Bortle erwähnt hier die Kugelsternhaufen M4 und M5, M15 und M22 als freiäugig deutlich zu sehende Beobachtungsobjekte.

In einer sehr dunklen Umgebung der 2. Klasse kann auch der Dreiecksnebel mit bloßem Auge gesehen werden. In der Milchstraße sind Äderungen zu erkennen. Wolken, Personen und Objekte in der näheren Umgebung sind kaum noch auszumachen. Selbst das gelbliche Zodiakallicht wirft in der Dämmerung noch leichte Schatten. Das Nonplusultra bildet schließlich der Skalenwert mit der 1: Hier sind Zodiakalband, Gegenschein und Airglow zu sehen. Jupiter und Venus können schon unangenehm hell wirken, und selbst die hellsten Teile der Milchstraße werfen einen leichten Schatten.

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